Hochmittelalterliche Silberbergwerke Dippoldiswalde

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Die bemerkenswerten archäologischen Relikte von Silberbergwerken aus dem späten 12. und dem 13. Jahrhundert liefern eine auch im europäischen Kontext einzigartige Quelle für das Wissen über die frühe Bergbautechnik und die hochmittelalterliche Bergbaugeschichte im Erzgebirge.

Die Gründung der ersten Siedlung bei Dippoldiswalde erfolgte bereits um 1155/60, kurz darauf begann der Silberabbau außerhalb und sogar auch innerhalb der mittelalterlichen Siedlung. Die Bergwerke wurden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgegeben, mit Gebäuden der sich entwickelnden Stadt Dippoldiswalde überbaut und im Laufe der Jahrhunderte vergessen. Anfang des 21. Jahrhunderts wurden sie durch Montanarchäolog*innen wiederentdeckt und seither archäologisch eingehend untersucht.

Der Bergbau ging auf silberhaltige Bleierze, deren Abbau bis in eine Tiefe von über 20 m reichte. Die Gruben verteilten sich auf ein mehr als 1 km langes Gebiet.

In den untertägigen Abbauen im Bereich des Obertorplatzes wurde bei archäologischen Ausgrabungen (neben Kleinfunden wie gedrechselten Schalen, Seil- und Lederresten, zwei hölzernen Schaufelblättern und einer hölzernen Kratze) eine Haspelkammer mit den Überresten einer Haspel gefunden, die dendrochronologisch auf das Jahr 1220 datiert werden konnte. Damit ist sie die älteste erhaltene Haspel dieser Art in Europa. Zu den weiteren Funden gehören gut erhaltene Relikte einer Schachtvertonnung, mehrere hölzerne Fahrten (Leitern) sowie Rinnensysteme für die Wasserhaltung. Die in den Abbauen entdeckten menschenähnlichen Reliefs sind nach dem derzeitigen Wissensstand die ältesten aus dem mittelalterlichen Bergbau stammenden anthropomorphen Darstellungen überhaupt.

Die 800 Jahre alten kostbaren Ausstellungsstücke aus den Bergwerken sind im Museum für mittelalterlichen Bergbau (MiBERZ) in Dippoldiswalde zu sehen.

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