Saigerhütte Grünthal

Die Saigerhütte Grünthal, die etwa 2,5 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Olbernhau nahe der sächsisch-tschechischen Grenze liegt, ist ein seltenes Beispiel einer vorindustriellen zentralisierten Schmelzhütte, die die Aufbereitung, das Schmelzen und die Verarbeitung silberhaltiger Kupfererze zu Silber und Kupfer durch die Einführung des Saigerverfahrens dokumentiert. Die Saigerhütte, die auch Zeugnis gibt für die Bereiche Verwaltung, Wohnen und soziales Leben, ist das einzige erhaltene Beispiel einer solchen Verhüttungsanlage weltweit.

Die Hütte wurde 1537 vom Annaberger Bergmeister Hans Leonhardt gegründet. Ab 1550 wurde die Hütte von Barbara Uthmann und ihren Kindern betrieben. Uthmann gilt ebenfalls als Begründerin der berühmten erzgebirgischen Spitzenklöppelei und des Spitzenhandels. Die Saigerhütte verarbeitete Erze aus den Gruben am Pöhlberg bei Annaberg, die im 16. Jahrhundert ebenfalls der Familie Uthmann gehörten (s. S. …), aber auch vom nahe gelegenen St. Katharinaberg (Hora Sv. Kateřiny) und sogar von Jáchymov.

Barbara Uthmann konnte sich 1554 ein Monopol für die Lieferung von Schwarzkupfer erkämpfen. Das Kupfer aus Grünthal war besonders begehrt und bekannt wegen des raschen Entstehens der unverwechselbaren grünen Patina. Über 400 Gebäude in Europa (z.B. die Dresdner Frauenkirche, der Naumburger Dom, der Stephansdom in Wien und die Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia, Bulgarien) wurden damit verziert. Im Zuge der Bemühungen Sachsens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Silberproduktion staatlich zu kontrollieren, erwarb der sächsische Kurfürst 1567 die Saigerhütte, die dann erst 300 Jahre später (1873) an den Unternehmer Adolph Lange weiterverkauft wurde, der das Werk unter der Firmierung „Sächsische Kupfer- und Messingwerke F. A. Lange in Kupferhammer-Grünthal“ betrieb.

Die Saigerhütte Grünthal war ein selbständiges befestigtes Gemeinwesen mit eigener Gerichtsbarkeit. Sie umfasste dadurch verschiedene Arbeits- und Lebensbereiche, angefangen bei der Erzverarbeitung, über die Verwaltung des Hüttenbetriebs, bis hin zum Wohnen und gesellschaftlichen Leben der Hüttenarbeiter. Die meisten dieser funktional miteinander verbundenen Gebäude und der anderen Gegenstände sind bis heute erhalten geblieben und umfassen insbesondere:

Herrenhaus: Das ursprüngliche, später die Faktorei beherbergende Herrenhaus, ist gegenwärtig das dominierende Gebäude des gesamten Hüttenkomplexes. Das zentrale Gebäude wurde um 1560 unter der Familie Uthmann errichtet und später mehrfach umgebaut.

Hüttenschenke: Die Hüttenschänke gehört zu den repräsentativsten Gebäuden auf dem Areal. Ursprünglich handelte es sich hierbei um das Herrenhaus des Kupferhammers, das gleichzeitig auch als Wohnhaus des Schichtmeisters diente. Nachdem für den Schichtmeister ein eigens Haus errichtet worden war, wurde hier 1568 eine Hüttenschänke eingerichtet. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit gemauertem Erdgeschoss und einem im Fachwerkstil errichteten Obergeschoss.

Haus des Anrichters: Das stattliche zweigeschossige Haus des Anrichters mit prächtigem Schaugiebel und Erker wurde um 1586 erbaut. Seit 1997 gehört das Haus des Anrichters zusammen mit der Hüttenschänke zum „Hotel Saigerhütte“.

Althammer: Der um 1534/37 erbaute und heute als Althammer bezeichnete Kupferhammer befindet sich außerhalb der Hüttenmauer. Seit seiner Wiederherstellung 1960 wird er als museale Schauanlage genutzt. Die technische Ausstattung besteht aus drei von einem Wasserrad angetriebenen Schwanzhämmern. Ein zweites Wasserrad betätigt über ein Gestänge den Blasebalg.

Lange Hütte: Die im Jahr 1562 errichtete Lange Hütte bildete das technologische und architektonische Zentrum der Saigerhütte. 1952/53 wurde sie bis auf die Grundmauern abgerissen, in den Jahren 1992 bis 1994 freigelegt und teilweise neu errichtet.
Andere Objekte sind beispielsweise das Zimmerhaus und die Hüttenschule, die alte Faktorei, das alte Brauhaus, die 1537 von Christoph Uthmann errichtete Hüttenmühle, das Garhaus, der Neuhammer, mehrere Arbeiterhäuser, die Hüttenschmiede, die Gießerei, Teile der zwischen 1656 und 1694 erbauten und ursprünglich mehr als 1 km langen Schutzmauer und des Wassergrabensystems für die Zuleitung des Aufschlagwassers zu den Wasserrädern. Am (westlichen) Haupteingang zum Gelände steht ein ausgeschmückte Tor vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Gebäude des Denkmalkomplexes werden heute sowohl zu Wohnzwecken als auch zu gewerblichen und kulturellen Zwecken genutzt. Museale Einrichtungen, verschiedene Lehrpfade sowie ein Hotel erschließen das Ensemble touristisch.

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