Die hohen Profite aus dem Silberabbau trugen dazu bei, dass in Jáchymov in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein einzigartiger Komplex spätgotischer und renaissancezeitlicher Profan- und Kirchenarchitektur entstand, der trotz baulicher Anpassungen in den darauffolgenden Jahrhunderten und trotz des Abrisses einiger Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute erhalten blieb. Fast vollständig erhalten hat sich auch der Stadtgrundriss dieser an einem Steilhang des Erzgebirges errichteten Renaissancestadt.
In Jáchymov wurde die erste rein protestantische Kirche Böhmens und Europas errichtet – die Joachimskirche. Von herausragender Bedeutung sind auch die ehemalige Königliche Münze, das Rathaus, die Allerheiligen-Spitalkirche sowie eine Reihe von prächtigen Bürgerhäusern.
Königliche Münze
Die Königliche Münze, die sich im oberen Teil der Stadt neben dem Rathaus befindet, ist ein außergewöhnliches Zeugnis aller Bergbauperioden in Jáchymov. Von 1520 bis 1671 war sie Sitz der Münzstätte, in der die berühmten Taler geprägt wurden (bis 1528 war sie im Besitz der Grafen Schlick, 1528 ging sie in königliche Hände über, und bis 1671 fungierte sie als königliche Münze). Von 1538 bis 1918 beherbergte das Gebäude auch Wohnungen und Büros des Oberbergamts. 1716 wurde hier die erste staatliche Bergbauschule der Welt eingerichtet. 1918 wurde das Gebäude zum Hauptquartier der staatlichen Urangruben, und ab 1946 befand sich hier für kurze Zeit der Sitz der tschechisch-sowjetischen Uranabergbaugesellschaft, der nationalen Firma Jáchymovské doly. Seit 1964 beherbergt das Gebäude ein Museum (heute eine Filiale des Museums Karlovy Vary).
Die Ecke der Königlichen Münze wird von einem schönen Erker dominiert, der aus dem Jahr 1536 stammt. Das Eingangsportal führt zur Halle mit einem Durchgang zum Innenhof, wo sich die Werkstätten der Münze befanden. Von der technischen Originalausstattung blieben ein Silberschmelzofen und ein gewaltiger Rauchfang erhalten. Unter dem Gebäude befinden sich umfangreiche Kellerräume mit Tonnengewölben, die teilweise noch der alten Münzstätte der Grafen Schlicken gehören. Hier fand man auch noch einen zweiräumigen Schmiedeofen, der zum Betrieb der Münze im 16. Jahrhundert gehörte. Heute beherbergen die historischen Kellerräume auch ein Lapidarium mit wertvollen Steinelementen, insbesondere mit spätgotischen und renaissancezeitlichen Portalen der zerstörten Häuser von Jáchymov.
Allerheiligen-Spitalkirche
Die Allerheiligen-Spitalkirche wurde vermutlich im Jahre 1516 gegründet. Es handelt sich um das älteste im Fachwerkstil errichtete Kirchengebäude im westlichen Erzgebirge. Im Inneren der Kirche befindet sich eine Reihe von Grabplatten bekannter Persönlichkeiten aus dem 16. Jahrhundert. Neben den königlichen Münzmeistern, Bergbeamten und Gewerken wurden hier auch wohlhabende Bürger bestattet. Die Altarbilder stammen aus der Werkstatt Lucas Cranachs.
Joachimskirche
Die Joachimskirche wurde zwischen 1534 und 1540 als die erste rein protestantische Kirche im Königreich Böhmen und in ganz Europa erbaut. Sie stellt ein bedeutendes Sachzeugnis für die Ausweitung des Protestantismus durch auswandernde Bergmänner nach Zentral- und Nordeuropa dar. Ebenso ist sie ein Sachzeugnis für das Wirken von Johannes Mathesius (1504–1565), eines Schülers von Martin Luther und Pastor in der Kirche ab 1545. Seine 1562 veröffentlichte Predigtensammlung „Sarepta oder Bergpostill“ gilt als der erste Versuch weltweit, einfache Zuhörer aus dem bergmännischen Milieu in die Problematik des Bergbaus und der verwandten Fachbereiche einzuführen.
Die Kirche wurde in einem ähnlichen Stil erbaut wie die Stadtkirchen in anderen erzgebirgischen Bergstädten Sachsens (Annaberg, Schneeberg und Marienberg). Bei dem katastrophalen Stadtbrand von 1873 wurde die komplette Einrichtung, einschließlich des Altars von Lucas Cranach, zerstört. Anschließend wurde sie als dreischiffige Kirche nach dem Vorbild des renommierten tschechischen Architekten Josef Mocker rekonstruiert. Die originalen Außenmauern sind jedoch erhalten, einschließlich des Westportals mit einem Relief vom Gründer der Stadt, Stephan Schlick.
Rathaus
Das Rathausgebäude war für Jahrhunderte Verwaltungssitz der freien königlichen Bergstadt. Historisch gesehen, besteht es aus zwei Teilen, dem älteren, 1520–1528 erbauten Schlick-Haus (oder auch Alnpeck-Haus) und dem mittleren und nördlichen Flügel samt Eingangsturm, der 1538–1544 hinzugefügt wurde. Das Rathaus erhielt ihr heutiges Aussehen in den Jahren 1901–1902 durch einen Umbau, bei dem der mittlere und nördliche Flügel um einen Stock erhöht wurde. Erhöht wurde auch der Turm. Im Erdgeschoss und in den Kellerräumen blieben die originalen renaissancezeitlichen Gewölbe erhalten. In den Kellerräumen des Südflügels befindet sich eine Ausstellung der Bibliothek der Joachimsthaler Lateinschule mit einer Reihe seltener Drucke und einer einzigartigen Sammlung sogenannter libri catenati (Kettenbücher).
Haus Nr. 4: Das zweistöckige Gebäude mit einem außergewöhnlich gut erhaltenen renaissancezeitlichen Kern aus der Zeit um 1520 gehörte ursprünglich führenden Adligen aus Böhmen, Wilhelm und Peter Wok von Rosenberg (Rožmberk). Es ist eines der wichtigsten Patrizierhäuser Jáchymovs.
Haus Nr. 8: Das Haus, das aus der ersten Bauphase der Bergstadt um 1520 stammt, wird unmittelbar dem Stadtgründer Stephan Schlick zugeschrieben.
Haus Nr. 33: Es dokumentiert die enge Verbindung zwischen Stadtentwicklung und Bergbau. In seinem Inneren ist der Eingang zu einem der Stolln erhalten, in denen im 16. Jahrhundert Silber abgebaut wurde.
Haus Nr. 126: Das Haus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte dem Bürgermeister Johann Müller. In dem kreisförmigen Medaillon über dem Eingang befindet sich ein Schild mit gekreuztem Eisen und Schlägel über einem Mühlrad (das Wappen Johann Müllers).
Haus Nr. 131: In diesem um 1520 erbauten Haus wurde 1526 die erste Apotheke Böhmens eingerichtet. Es ist wahrscheinlich das Haus, in dem Georgius Agricola von 1527 bis 1530 lebte, als er als Stadtapotheker und Arzt in Jáchymov arbeitete und sich mit den Grundlagen des Bergbaus vertraut machte.
Haus Nr. 143: Heute ein zweistöckiges, ursprünglich aber dreistöckiges Haus aus der ältesten Zeit der Stadt Jáchymov um 1520, als es dem Oberberghauptmann Heinrich von Könneritz gehörte.