Die Bergstadt Marienberg ist ein außergewöhnliches Zeugnis einer planmäßig errichteten Bergbaustadt, die hier zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstmals auf der grünen Wiese in unmittelbarer Nachbarschaft zu reichhaltigen Metallerzvorkommen gegründet wurde. Die Stadtplanung erfolgte nach den architekturtheoretischen Grundsätzen der Renaissance, die bei einer Stadtgründung nördlich der Alpen hier erstmals zur Anwendung kamen.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begann auch im oberen Teil des zentralen Erzgebirges der Abbau, der infolge des temporären Niedergangs der Bergwerke in Freiberg ähnlich wie bei der Gründung Annabergs eng mit der systematischen Suche nach neuen Erzlagerstätten verbunden war. Die Bergstadt Marienberg war nach Annaberg die zweite planmäßige Gründung einer Bergstadt im oberen Teil des sächsischen Erzgebirges infolge der Entdeckung reichhaltiger Silbererzlagerstätten in einer ursprünglich landwirtschaftlich geprägten und bewaldeten Region.
Die Bergstadt Marienberg wurde 1521 durch den albertinischen Herzog Heinrich den Frommen gegründet. Die Stadt wurde nach den Entwürfen von Ulrich Rülein von Calw mit quadratischem Grundriss und einem ungewöhnlich großen (etwa 1,8 ha), zentral angelegten, quadratischen Marktplatz erbaut. Die sakralen und profanen Bauwerke belegen den unmittelbaren Zusammenhang der Stadtentwicklung mit dem Montanwesen. Das am Markt errichtete Rathaus wurde in den Jahren 1537 bis 1539 im Renaissancestil erbaut. Trotz mehrerer Stadtbrände blieb das prächtige Portal aus dem Jahr 1538 erhalten. Die den Marktplatz säumenden Bürgerhäuser besitzen zahlreiche renaissancezeitliche Schmuckportale. Die Stadtkirche St. Marien wurde 1558 bis 1564 nach dem Vorbild der Stadtkirchen in Annaberg und Pirna als die letzte große spätgotische Hallenkirche Sachsens erbaut. Der Wiederaufbau nach dem Brand erfolgte zeitgemäß im Stil des Frühbarock. Von den ehemals fünf in die Stadtmauer eingebauten Stadttoren blieb nur das 1545 errichtete Zschopauer Tor erhalten. Der Rote Turm ist der letzte erhaltene Stadtturm. Eine Besonderheit stellt das sogenannte Lindenhäuschen dar – ein typisches, noch weitestgehend original erhaltenes Bergarbeiterwohnhaus, das zu den ältesten Häusern der Stadt Marienberg gehört.
Das nordwestlich der eigentlichen Altstadt liegende Bergmagazin ist das letzte erhaltene Beispiel eines Bergmagazins aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Bergmagazine des Erzgebirges stellten in den Städten eine Besonderheit dar. Sie dienten vor allem der Lebensmittelversorgung der Bergleute und ihrer Familien. Das Bergmagazin Marienberg entstand zwischen 1806 und 1809 als massiver, viergeschossiger Bruchsteinbau mit schiefergedecktem Krüppelwalmdach. In den Jahren 2002 bis 2006 erfolgte der denkmalgerechte Ausbau des historischen Bergmagazins zum deutsch-tschechischen Kulturzentrum. Die eindrucksvolle innere Holzkonstruktion, aber auch die Kubatur der Räume konnten bei dem umfassenden Ausbau größtenteils erhalten werden.
Sowohl die Stadt Marienberg als auch die zugehörige Bergbaulandschaft Lauta dokumentieren die finale Phase der Stadt- und Landschaftsentwicklung im Erzgebirge in Verbindung mit dem Silberbergbau im 16. Jahrhundert. Die nördlich von Marienberg gelegene Bergbaulandschaft Lauta ist durch eine Straße mit Marienberg verbunden, die einst von den in der Stadt lebenden Bergleuten genutzt wurde, um zu den Bergwerken in Lauta zu gelangen.