Die fast 20 km nordwestlich von Freiberg gelegene Bergbaulandschaft Gersdorf dokumentiert den Silberbergbau vom 12. bis Ende des 19. Jahrhunderts. Sie erstreckt sich vom Tal der Freiberger Mulde über die bewaldeten Hänge oberhalb des Tales bis zur Hochebene in der Ortschaft Gersdorf.
Der Silberabbau begann schon im 12. Jahrhundert. Seine Ursprünge sind mit der Gründung des Zisterzienserklosters Altzella verbunden, zu dem dieses Gebiet ursprünglich gehörte. Die in dem Gelände noch heute sichtbaren Halden- und Pingenzüge, die entlang der Erzgänge dicht nebeneinander verlaufen, stammen überwiegend aus dem Mittelalter. Insgesamt gab es in diesem Gebiet mehr als 200 Schächte. Nach einem vorübergehenden Rückgang des Bergbaus wurde die Grube Segen Gottes Erbstolln ab dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts zur wichtigsten Grube, die dann bis 1885 in Betrieb war. Ihre Aktivitäten sind mit außergewöhnlichen Belegen des bergmännischen Wassermanagements und der Wasserhebungstechnik verbunden. Zu den Hauptobjekten der Bergbaulandschaft Gersdorf gehören der Adam Stolln, der Joseph Schacht, die Kunstgestänge und Röschen und die Tagesgebäude der Grube Segen Gottes Erbstolln.
Bei dem Adam Stolln handelt es sich um eine untertägige Auffahrung aus dem 18. Jahrhundert, die zum Zweck der Grubenentwässerung und des Erztransports mit Kähnen aus der Grube zur Wäsche angelegt wurde. Im Stollnniveau sind umfangreiche Auffahrungen entlang des Wolfgang Morgengangs, des Joseph Morgengangs und auf anderen Erzgängen erhalten. Der unmittelbar an dem markanten steinernen Mundloch beginnende und zur Wäsche führende Erztransportkanal hat sich, heute wasserfrei, erhalten. Auf dem Niveau des Adam Stollns haben sich in dem riesigen, teilweise ausgemauerten Maschinenraum die eisernen Maschinenelemente der beiden hier eingebauten Wassersäulenmaschinen erhalten. Dabei handelt es sich um die dritte vom Kunstmeister Christian Friedrich Brendel errichtete Wassersäulenmaschine (1833). In deren unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die um 1863 eingebaute Wassersäulenmaschine des Kunstmeisters Carl Rudolf Bornemann.
Im Bereich des Joseph Schachtes, des im 19. Jahrhundert bedeutendsten Schachtes der Grube Segen Gottes Erbstolln, haben sich nur vereinzelte Mauerreste erhalten (die freigelegte Schachtmauerung und zwei zum Schacht führende Gestängetunnel). Östlich des Schachtes hat sich die ehemalige Erzrolle erhalten. Über diese wurde das im Joseph Schacht geförderte und hier geschiedene Erz in das Niveau des Erzkanals verstürzt.
Von einer alten erhaltenen Radstube nördlich des Wäschgrabens führte ein doppeltes, 1791 und 1810 errichtetes Feldgestänge in direkter Linie hangaufwärts zum Wolfgang Schacht und Joseph Schacht. Das Feldgestänge gehörte zum Kunstgezeug im Schacht. Im Bereich der 250 bzw. 335 m langen, im Gelände noch sichtbaren Gestängebahnen hatte man einen Bergsporn durch zwei Gestängetunnel durchörtert. Von den ursprünglich vier Mundlöchern dieser Tunnel wurden drei freigelegt.
Die Bergbaulandschaft Gersdorf besaß ein umfangreiches Aufschlagwasserversorgungssystem. Von diesem haben sich das steinerne Muldenwehr vom Ende des 18. Jahrhunderts, der Untere Krebsteich (erneuert 1743), der Untere Kunstgraben (1743) und der Obere Kunstgraben (1844) sowie Röschen mit ihren Mundlöchern erhalten.
Auf der Hochebene befinden sich die Tagesgebäude der Grube Segen Gottes Erbstolln. Unmittelbar über dem Alten Treibeschacht wurde 1756 das Treibehaus des Pferdegöpels errichtet, das später als zweigeschossiger Fachwerkbau zum Huthaus der Grube umgebaut wurde. Die zweigeschossige Bergschmiede des Segen Gottes Erbstollns wurde im 18. Jahrhundert errichtet.
Das Denkmalschutzgebiet der Bergbaulandschaft Gersdorf wird seit den 1980er Jahren vom Segen Gottes Erbstolln e.V. betreut. Der Verein betreibt auch den Besucherstolln Adam. Von April bis Oktober besteht die Möglichkeit von Führungen über und unter Tage auf Anmeldung. Das Gebiet ist durch Wanderwege touristisch erschlossen.