Der bis heute funktionsfähige Plattner Kunstgraben, der längste künstliche Wassergraben im tschechischen Teil des Erzgebirges, ist ein hervorragendes Beispiel für das fortschrittliche bergbauliche Wassermanagement im Erzgebirge im 16. Jahrhundert. In den Jahren 1540 bis 1544 errichtet, stellte er das Aufschlagwasser für Dutzende von Gruben- und Aufbereitungsbetrieben in der weiteren Umgebung von Horní Blatná (Bergstadt Platten) sicher. Der Graben wurde auch nach dem Ende des Bergbaus im frühen 19. Jahrhundert weiter genutzt. Er versorgte die örtlichen Mühlen, Säge- und Papierwerke und war auch wichtig für den Brandschutz der Stadt.
Der Anfang des Grabens liegt auf einer Höhe von rund 978 m, weniger als 2 km westlich von Boží Dar, wo das Wasser der Baches Černá (Schwarzwasser) in einen künstlichen Kanal überführt wird. Der Graben verläuft dann über Myslivny und Ryžovna nach Bludná, wo sich das erste große Zentrum des Bergbaus und der Aufbereitung von Zinn- und Eisenerzen befand, und nährt sich dann, nachdem er am Blatenský vrch (Plattenberg) vorbeigeflossen ist, den wichtigen Gruben Lorenz, Konrad und anderen Gruben in Horní Blatná. Von dort verläuft er, nun schon mit einer höheren Neigung, am nördlichen Standrand von Horní Blatná entlang und mündet dann in einer Höhe von 850 m in den Bach Blatenský potok.
Die Gesamtlänge des Plattner Kunstgrabens beträgt fast 13 km. In einigen Teilen ist der Graben bis zu 2 m breit und über 1 m tief. Auf beiden Seiten wurden hohe Dämme errichtet. Heute verläuft ein Naturlehrpfad entlang des rechten Damms. Als einzigartig können insbesondere die zahlreichen Objekte zur Regulierung der Durchflussmenge bezeichnet werden – Schleusen, Wehre und Grabenabzweige, die bei Hochwasser genutzt wurden, um das Wasser in die Černá zu entwässern, die aber auch das Wasser aus den höheren Lagen in den Graben abführten. Nach der kompletten Erneuerung in den Jahren 1995 bis 2001 gibt es einen Zulauf aus Richtung Boží Dar, 10 Entlastungsüberläufe an den Kreuzungen mit kleinen Flüssen und Bächen, 25 Stege und Durchlässe, 39 Sand- und Schotterfänge, drei Stege, um die Begehung des Grabens zu erleichtern, und ein hölzernes Aquädukt, das das Wasser des Grabens über das Gewässerbett eines Waldbaches führt.
2017 wurde der Plattner Kunstgraben zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.